Publikationen

„Vom Vergnügen zur Athletik, Der Skisport in der bildenden Kunst“, in: Markwart Herzog (Hrsg.), Skilauf – Volkssport – Medienzirkus, Skisport als Kulturphänomen, Irseer Dialoge, Kultur und Wissenschaft interdisziplinär, Bd. 11, Stuttgart 2005,
187-205.

ISBN 3-17-018993-X

(…) Die Darstellung der Winterlandschaft und der volkstümlichen Vergnügungen auf Schnee und Eis haben in der Kunstgeschichte eine lange Tradition, die von den Niederländern über die Impressionisten und die russischen Realisten bis in die zeitgenössische Kunst reicht.1 Das Skilaufen diente in der Historie vieler Völker und Länder vor allem dem Transport und der Fortbewegung. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich von einem alltäglichen und vielerorts existentiell wichtigen Fortbewegungsmittel zum Leistungssport. Bis Mitte der 1920er Jahre war der Skisport stark geprägt durch die „Nordischen“ Disziplinen, den Langlauf und den Sprung.2 Bereits 1879 wurde in Kristiania eine Sprungschanze eingeweiht, die man 1892 an den berühmten Holmenkollen (Oslo) verlegte. Dort befindet sich bis heute das Mekka des norwegischen Skispringens.3 Der Norweger Erik Werenskiold (1855-1938) bannte diese Stätte nationalen Stolzes und die festliche Atmosphäre bei den Wettkämpfen am Holmenkollen in seinem gleichnamigen Gemälde 1907 auf die Leinwand.4

Die Austragung und Kommerzialisierung solcher internationaler Wettkämpfe machten den Skisport bereits in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts bekannt. Einen Höhepunkt seiner Popularität erreichte der moderne Skisport in den zwanziger Jahren.5 Die „Internationale Wintersportwoche“, die 1924 in Chamonix unter dem Patronat des Internationalen Olympischen Komitees stattfand, und die Entscheidung des Olympischen Komitees, dieses Wintersportwoche nachträglich zu den „Ersten Olympischen Winterspielen“ zu deklarieren, trugen wesentlich zur Popularisierung des Skisports bei. Damit dieses Ereignis auch die notwendige Öffentlichkeit erhielt, beauftragten die Veranstalter einige Künstler mit der Gestaltung von Werbeplakaten. Die Plakate, die für die „Internationale Wintersportwoche“ 1924 in Chamonix warben, wurden entlang dem Schienennetz der Bahngesellschaft „Paris Lyon Méditerranée“ aufgestellt. Diese Entscheidung überrascht nicht, waren es doch die Eisenbahnen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen in die zum Teil sehr abgelegenen Wintersportorte beförderten und damit wesentlich zur Prosperität der Fremdenverkehrsindustrie beitrugen. (…)


1 Dieter Asmus, Peter Doig, Hans Erni, Eberhard Havekost, Yoshitomo Nara, Sven Kroner, Walter Niedermayr, James Rizzi, Cornelia Schleime, Yutaka Sone gehören beispielsweise zu den zeitgenössischen Künstlern, die sich mit dem Skisport beschäftigen.

2 Vgl. E. John B. Allen, 1924 – Die Geburt des modernen Skisports, in: SportZeiten, Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 2 (2002), Nr. 1, 7-17, hier 7.

3 Vgl. Carl J. Luther, Bilderbuch der alten Schneeläufer, Erfurt 1942; Mario Cereghini, 5000 Years of Winter Sports, Mailand 1955; Erwin Mehl, Grundriss der Weltgeschichte des Schifahrens, Schorndorf 1964; Die Olympischen Spiele 1952, hrsg. von der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Oslo / Helsinki [Das offizielle Standardwerk des nationalen Olympischen Komitees], Frankfurt a.M. 1952.

4 Vgl. Peter Kühnst, Sport. Eine Kulturgeschichte im Spiegel der Kunst, Dresden 1996, 251. Dieser Band eignet sich sehr gut für einen ersten Überblick zum Thema Sport und Kunst. Grundlegend zum Thema Sport und Kunst: Günter Witt, Sport in der Kunst, Leipzig 1969; Ders., Ästhetik des Sports. Versuch einer Bestandsaufnahme und Grundlegung, Berlin 1982.

5 Vgl. Allen, 1924 – Die Geburt des modernen Skisports (Anm. 2), 7-17.