Reden

Tempelhof-Schöneberger Kunstpreis 2006
Zum Ball Spiel – Künstlerische Ideen zur Fußballweltmeisterschaft 2006
Galerie im Rathaus Tempelhof, Preisverleihung und Vernissage, 29. Juni 2006.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn das Kunstamt Tempelhof-Schöneberg mit einem Kunstwettbewerb und einer Ausstellung Zum Ball Spiel dem König Fußball huldigt, so ist das sicher kein Zufall. Fußball ist traditionell mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg verbunden: In der Ringbahnstraße am südlichen Rand des Tempelhofer Feldes, dem heutigen Flughafengelände, befand sich die Spielstätte des BFC Germania 88: dem Ältesten deutschen Fußball-Club (gegründet 1888).1 Dort wurde am 30. April 1905 ein legendäres Spiel zwischen dem BFC Germania 88 und dem englischen Club Civil-Service-London ausgetragen. Der BFC Germania 88 besiegte das englische Team mit 3:2 Toren. Gekrönt wurde der Sieg der Reichshauptstädter dadurch, dass sich Kronprinz Wilhelm von Preußen damals die Ehre gab. Es war das erste Mal, dass ein Mitglied der Kaiserfamilie einem Fußballmatch beiwohnte und den Siegern einen eigens von ihm gestifteten silbernen Pokal überreichte.2 König Fußball regiert die Welt. Die deutsche Nationalelf hat das Viertelfinale erreicht: Deutschland, ein Fußballmärchen. Fußball ist mehr als nur Sport: Fußball ist Faszinosum – und als solches hat Fußball in einem nie zuvor erreichten Maße Eingang in Kunst und Kultur gefunden. Auch wenn es momentan so scheinen mag: Fußball ist keinesfalls ein neues Thema in der Bildenden Kunst.

Die Ausstellung Zum Ball Spiel präsentiert 17 Positionen zeitgenössischer Kunst in Berlin lebender Künstlerinnen und Künstler. Alle heute relevanten Genres, Malerei, Objekte, Fotografie, Video und Installation sind vertreten. Die Ausstellung zeigt eine spannende Vielfalt künstlerischer Entwürfe, die Fußball lustvoll, ironisch, abstakt, konkret bespiegeln, dabei nachdenklich stimmen oder amüsieren. (…)

1 Michael Broschkowski/Thomas Schneider: „Fußlümmelei.“ Als Fußball noch ein Spiel war, (Transit Verlag), Berlin 2005, S. 75.

2 Ebenda, S. 87f.